Salome Dumbadze, Ana Gzirishvili, Nina Kintsurashvili

Eröffnung, 26. November 2024, 18 Uhr
Ausstellung, 26. November 2024 – Jänner 2025

Östlich des Schwarzen Meeres und südlich vom Großen Kaukasus gelegen, wird Georgien im Norden von Russland, im Süden von der Türkei und Armenien und im Osten von Aserbaidschan begrenzt. Die Landesteile Abchasien und Südossetien sind seit mehr als zwei Jahrzehnten von russischen Streitkräften besetzt. Der Krieg in der Ukraine ist ganz nah – nicht zuletzt auch deswegen, weil seit Kriegsausbruch sowohl zehntausende ukrainische Flüchtlinge als auch russische Migrant*innen in das lediglich rund 3,7 Millionen Einwohner*innen zählende Land gekommen sind. Während die georgische Regierung versucht, das Land an Russland anzunähern, sehen vor allem viele junge Georgier*innen ihre Zukunft als Teil Europas in einer demokratischen Europäischen Union.

In dieser durch Unsicherheit und Instabilität geprägten Situation arbeiten Salome Dumbadze, Ana Gzirishvili und Nina Kintsurashvili mit dem Ziel zusammen, ein von Grund auf kollektiv angelegtes, auf eingehenden Recherchen basierendes und experimentelles Kunstschaffen zu ermöglichen. Der inhaltliche Fokus der Zusammenarbeit liegt auf dem geschlechtsspezifischen Kulturerbe im Kaukasus und der postsowjetischen und postkolonialen Gesellschaft Georgiens. Das Teilen von Ressourcen und der gemeinsame, theoretische Austausch werden in der Praxis von den Künstlerinnen ebenso angestrebt wie die Dokumentation gegenwärtiger gesellschaftlicher Phänomene, die nicht der offiziellen georgischen Politik entsprechen. Sie fokussieren bei ihren gemeinsamen Projekten auf materielles Kulturerbe als Spur ethnischer Communities und als Grund für anhaltende Konflikte. Da sich im postsowjetischen Georgien keine unabhängige Geschichtswissenschaft etablieren konnte und in diesem Land nationale „Geschichte“ buchstäblich mit dem Bau oder der Umwidmung von Kirchen geschrieben wird, ist es äußerst folgerichtig, dass die drei Künstlerinnen eine ruinöse Kirche der Armenischen Apostolischen Kirche im Zentrum Tiflis als Ausgangspunkt für ihre gemeinsame Beschäftigung mit den materiellen Überlieferungen des Kaukasus unter post-kolonialen Bedingungen nehmen. Im Kunstraum Lakeside präsentieren Salome Dumbadze, Ana Gzirishvili und Nina Kintsurashvili ihre kollaborative Arbeit erstmals außerhalb Georgiens.

Salome Dumbadze სალომე დუმბაძე | Ana Gzirishvili ანა გზირიშვილი | Nina Kintsurashvili ნინა კინწურაშვილი (alle geboren 1992 in Tbilisi, Georgien)
www.anagzirishvili.com
www.ninakintsurashvili.com


 

TOL, Armenischen Apostolische Kirche in Tiflis, 2023
TOL, Armenischen Apostolische Kirche in Tiflis, 2023