Host

Sich aufmachen, in Bewegung sein, (nie) ankommen, abhängig/fremd/anders/frei – zu Gast sein. Einladen, aufnehmen, Fürsorge gewähren, in Austausch treten und eine Plattform bieten. Zu einer Zeit, die durchwegs von Mobilisierung gekennzeichnet ist sowie durch die weltumspannende Zirkulation von Daten, Objekten, Waren und nicht zuletzt Körpern, aber auch zu einer Zeit, in der alles daran gesetzt wird, Flucht- und Migrationsbewegungen von Menschen einzuschränken, rückt der Kunstraum Lakeside die Fähigkeit, andere zu beherbergen in den Mittelpunkt. Das Programmjahr 2024 geht der Frage nach, was es bedeutet, Gastgeber*in zu sein. Gastfreund*innenschaft ist nicht zuletzt auch ein Phänomen, das von Machteffekten durchzogen ist. Denn solche Einwirkungen auf unterschiedliche Beziehungsformen legen Beatrice von Bismarck zufolge fest, „ob überhaupt und wenn, unter welchen Kriterien und Bedingungen Gastfreundschaft gewährt wird. In der Folge sind sie verantwortlich für die Zuschreibungen von Identität und Status ebenso wie, darin verschränkt, für die Verteilung der auf dem Spiel stehenden Ressourcen.“ So betrachtet ist auch das Ausstellen, die kuratorische Situation, durch diese Aspekte der Gastlichkeit geprägt, geht es in diesem Zusammenhang doch auch, so Bismarck, um „die Festlegung von Rollen, Aufgaben und Funktionen, die sämtliche Mitwirkenden in der gegebenen Situation einnehmen können und die Zuweisung von Räumen im weitesten Sinne“, um Gesellschaft also.

Lisl Ponger — welcome
Eröffnung, 6. Februar 2024, 18 Uhr

Ausstellung, 7. Februar – 29. März 2024

Huda Takriti — Rewinding(s). In Rehearsal
Eröffnung, 9. April 2024, 18 Uhr

Ausstellung, 10. April – 29. Mai 2024
Lange Nacht der Forschung, 24. Mai 2024

Steffi Parlow
Eröffnung, 11. Juni 2024, 18 Uhr

Ausstellung, 12. Juni – 13. September 2024

Dušan Barok
Eröffnung, 24. September 2024, 18 Uhr

Ausstellung, 25. September – 15. November 2024

Salome Dumbadze, Ana Gzirishvili, Nina Kintsurashvili
Eröffnung, 26. November 2024, 18 Uhr

Ausstellung, 26. November 2024 – Jänner 2025

Wir möchten das Programmjahr 2024 dazu nutzen, ganz unterschiedliche Aspekte des Gastgebens zu beleuchten. Ausgangspunkt hierfür ist der Begriff des „Hosts“, der im Kontext von Digitalisierung und Virtualisierung eine Bedeutungserweiterung erfahren hat: Ein Hostrechner kann in der IT im Grunde jede Ressource sein, die eine andere Ressource „als Gast“ bei sich aufnehmen beziehungsweise die mit ihr verbundenen Clients mit bestimmten IT-Diensten versorgen kann, heißt es auf der Webseite eines kommerziellen IT-Anbieters.** Der Begriff „Host“, anfangs im Zusammenhang mit Großrechnern und zur Benennung ihrer zentralen Hardwareelemente verwendet, dient nun unter anderem als Bezeichnung virtueller Maschinen, die sich mit anderen derartigen Einheiten Serverkapazitäten teilen und jeweils ihrerseits Applikationen hosten, während „Hosting“ im Konnex von Cloud-Anbieter*innen für einen Geschäftszweig steht.

Im Programmjahr 2024 soll es im Kunstraum Lakeside darum gehen, wie durch „Hosts“ Begegnungen mit (dem) Fremden ermöglicht oder verunmöglicht werden, was Gastgeber*innen von jenen erwarten, die sich auf ihr Terrain begeben, oder ob es überhaupt möglich ist, Spielräume für das Gastgeben zu eröffnen, die sich außerhalb der herrschenden Verhältnisse befinden. Und wir möchten danach fragen, inwiefern der „Host“, im Sinne eines Wirtscomputer und in der Folge als Teil eines größeren Netzwerkes verstanden, dazu dienen kann, die Konditionen eines globalgesellschaftlichen Mit- und Zueinanders besser zu begreifen.

* Beatrice von Bismarck, Das Kuratorische, Leipzig: Spector Books, 2021, 201.
** Vgl. Frings Solutions, https://www.frings-solutions.de.

 
Künstlerische Forschung

Der Kunstraum Lakeside widmet sich jährlich einem spezifischen Thema, das aus den institutionellen Besonderheiten dieses Ausstellungs-, Performance- und Diskursraums hervorgeht. Die Anbindung an einen Wissenschafts- und Technologiepark sowie die Verknüpfung des Veranstaltungs- mit dem Semesterprogramm der Universität Klagenfurt wirft Fragen danach auf, wie bildende Künstler*innen heute die Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen von Wissensproduktion ausloten. Das Programm konzentriert sich auf Handlungsfelder, die mit dem Begriff der „künstlerischen Forschung“ zusammengefasst werden. Künstlerische Forschung ermöglicht, wie Kunst ganz allgemein, ästhetische Erfahrung. Zusätzlich räumt sie aber auch die Möglichkeit ein, innerhalb der jeweiligen Kunstpraxis – das heißt innerhalb der eigenen Medien, Formate und Darstellungsformen – über die Rahmenbedingungen des eigenen Tuns nachzudenken und das eigene Handeln im Blickfeld zu behalten. Eingebettet in soziale, historische und kulturelle Bedeutungszusammenhänge erlaubt sie folglich, auf die sich permanent verändernden Gegebenheiten unserer Gesellschaft zu reagieren.

Ausstellungen 2018 — Recherche
Ausstellungen 2019 — Prozess
Ausstellungen 2020 — Format

Ausstellungen 2021 — Vollendete Zukunft
Ausstellungen 2022 — Beziehungsweisen
Ausstellungen 2023 — Doppelter Boden

Ausstellungen 2024 — Host
Ausstellungen 2025 — Glitch
Ausstellungen 2026 — Script