Ming Wong — Angst Essen

Eröffnug, 20. März 2014, 18.30 Uhr
Ausstellung, 21. März – 16. Mai 2014

Während seines Artistin-Residence-Aufenthalts im Künstlerhaus Bethanien wurde Ming Wong durch die starke türkische Präsenz in Berlin Kreuzberg zu dieser Videoarbeit „Angst Essen“ inspiriert, einer Rekonstruktion von Rainer Werner Fassbinders Film „Angst essen Seele auf“ (1973), der die Geschichte von Emmi erzählt, einer älteren Putzfrau aus München, die sich in den viel jüngeren marokkanischen Gastarbeiter namens Ali verliebt. Das ungleiche Paar unternimmt den Versuch zusammenzuleben, was damals ein soziales Tabu, wenn nicht sogar einen Skandal darstellte. In Fassbinders Film führt ihre Beziehung unter dem Druck von fremdenfeindlichen und diskriminierenden sozialen Reaktionen zu einem Desaster. Ming spielt in „Angst Essen“ alle Rollen selbst – weibliche und männliche. In gebrochenem Deutsch verkörpert er bis zu fünf Personen gleichzeitig und wechselt dauernd zwischen verschiedenen Identitäten wie Geschlecht, Alter oder Nationalität. Indem er alle Protagonist*innen in einer ihm unvertrauten Sprache spielt, spiegelt Ming den Antagonismus zurück auf jeden einzelnen Charakter und verwandelt so jede Figur in das „Andere“ oder „das Fremde“. Jenseits der Reflexion auf Identität und Alterität – eines der zentralen Themen seiner künstlerischer Arbeit – haben Mings Filme immer eine zutiefst komische und unterhaltsame Dimension, welche die positiven Potenziale eines spielerischen Ausagierens des Status des „Dazwischenseins“ – zwischen Ethnien, Sprachen und Geschlechtern – deutlich macht.

Ming Wong (* 1971 in Singapur) lebt und arbeitet in Berlin.
www.mingwong.org

Kuratiert von Christian Kravagna und Hedwig Saxenhuber.