Performative Setzung, 6. Mai 2021, 15–19 Uhr
Die Welt wurde im 20. Jahrhundert durch das Erdöl grundlegend verändert. Diese Transformation betraf sämtliche Lebensbereiche und reichte von der Massenmobilität über die Art der Nahrungsmittelproduktion bis hin zum Einsatz von Polymeren und Kunststoffen für Konsumartikeln wie Kosmetika und Kleidung. Doch die Allgegenwart von Erdöl im Alltag fand kaum Niederschlag im kulturellen Imaginären. Erst im 21. Jahrhundert wird unsere Abhängigkeit von Erdöl angesichts der zu Ende gehenden Rohölreserven und den bereits spürbaren Auswirkungen des durch Kohlenstoffemissionen verursachten Klimachaos offensichtlicher. Ernst Logar zählt zu jenen Wissenschafter*innen und Künstler*innen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, neue Perspektiven auf den überall verbreiteten und doch schwer fassbaren Rohstoff zu gewinnen.
Mit der Performance Crude Oil Experiments in Kooperation mit E.C.O. Institut für Ökologie (Klagenfurt) überführt der Künstler Erdölexperimente, die im Rahmen seines mehrjährigen künstlerischen Forschungsprojekts Reflecting Oil in Laboren der Montanuniversität Leoben entwickelt und durchgeführt wurden, in den Kunstraum Lakeside. Eines davon fokussiert auf die praktischen wie semantischen Möglichkeiten der Emulsionsbildung, d.h. auf jenen Prozess, wenn Öl und Wasser miteinander verbunden werden.
Das Format eines veröffentlichten wie öffentlichen Experiments soll den Teilnehmer*innen an der Performance in einer spielerischen Arbeitsatmosphäre Einblicke in die materiellen, geosozialen und symbolischen Dimensionen von Erdöl vermitteln. Logar nutzt dabei spezifisch künstlerische Möglichkeiten, um Aussehen, Farbe, Geruch und Konsistenz dieses Rohstoffs zu untersuchen. Letztlich geht es, wie der Künstler sagt, darum, „neue Darstellungsweisen und Narrative über Erdöl zu erzeugen, die zu Wahrnehmungsveränderungen und damit zu Vorstellungen von einer demokratischen Zukunft ohne Erdöl führen können.“
Ernst Logar (* 1965 in Österreich) lebt und arbeitet in Wien.
www.logar.co.at