Statement #07 | Ralo Mayer — The Tower, the Expo, the Echo, the Cell

Performance, 9. Jänner 2020, 18 Uhr
Dauer ca. 1 Stunde

Künstlerische Forschung ermöglicht nicht nur eine ästhetische Erfahrung, sondern schafft zusätzlich die systematischen Voraussetzungen dafür, innerhalb der jeweiligen Kunstpraxis über die Rahmenbedingungen des eigenen Tuns nachzudenken und das eigene Handeln im Blickfeld zu behalten. Ralo Mayers ausgedehnte Untersuchungen sind vom Konzept der „performativen Recherche“ geprägt, einer prozessorientierten Methode künstlerischer Forschung. Eingebettet in soziale, historische und kulturelle Bedeutungszusammenhänge und unter Einsatz dramatischer Mittel wie Scripts, Rollen und Requisiten beschreibt die performative Recherche die Welt nicht nur, sondern gestaltet sie gleichzeitig mit.

„Wenn ich ein Projekt beginne, versuche ich, über ein Objekt zu recherchieren, aber was ich finde, sind Geschichten“, so Ralo Mayer über seine performative Praxis, die sich in Vortragsperformances, Ausstellungen und installativen Settings äußert. Mit The Tower, the Expo, the Echo, the Cell erkundet Mayer nicht nur das Verhältnis von Natur und Gesellschaft sowie ihre bröckelnde Trennung modellhaft, sondern macht auch Wechselwirkungen zwischen Experimenten und Entwürfen eines Lebens im All und irdischen Lebensrealitäten zum Thema. Zwischen vergangenen Zukünften und Science-Fiction der Gegenwart verflechten sich Objekte wie Raumfähren, künstliche Ökosysteme, postfordistischer Alltag und digitale Kulturen zu vielschichtigen Narrativen, die Mayer in medienübergreifende Ensembles mittels Installation, Film, Text und Performance übersetzt und somit im weitesten Sinn Ökologien der Zeitgeschichte entwirft.

Im Kunstraum Lakeside präsentiert Mayer im Rahmen der Statements Erzählungen von einer Reise des Künstlers nach Japan und von der Suche nach einem, letztendlich, verschwundenen Turm – gebaut für die Expo 1970 in Osaka – der zur Inspiration für ein ökologisches Raumschiff wurde. In seiner räumlichen Crossmedia-Collage sowie einer Lecture-Performance stellt er Verbindungen zwischen räumlich und zeitlich scheinbar unabhängigen Ereignissen her. Mayer setzt sich hierbei ebenso mit kulturellen Transfers und Echos als auch mit dem Begriff der „Serendipity“ – nicht nur als glücklichen Zufall sondern auch als Teil seiner künstlerischen Forschung – auseinander.

Ralo Mayer (* 1976 in Österreich) lebt und arbeitet in Wien.
www.was-ist-multiplex.info

 

Ralo Mayer, The Tower, the Expo, the Echo, the Cell, 2018 | Bildrecht