Performance, 10. Jänner 2019, 19 Uhr
Performer*innen, Alfredo Barsuglia und Jasmin Hoffer
Sprache ist S. P.
Rache!
Ists.
Prr. Ach! E! Ist, sprach E!
Isst.
Sprache ist ein willkürliches System – genauso wie Struktur, Inventar und Gebrauch von Sprache auf gesellschaftlicher Übereinkunft basieren, kann die Konvention zugunsten der Reflexion von Sprache wieder aufgehoben werden. In der Performance SPRACHEIST zerlegt Alfredo Barsuglia Sprache bis zur Bedeutungslosigkeit. Abseits von herkömmlicher zwischenmenschlicher Kommunikation, bei der zwei oder mehr Sprecher*innen nach einem vorgegebenen aber variablen Muster miteinander interagieren, um Verständigung zu erzielen, thematisiert der Künstler in selbstreflexiver Manier die Sprache selbst.
Die Wörter „Sprache“ und „ist“ werden in ihre Bestandteile zerlegt, Silbe für Silbe, Buchstabe für Buchstabe, um rekombiniert und auf diese Weise mit neuer Bedeutung versehen zu werden. Aus dem lautmalerischen Sprechakt, der aus der Zerlegung, Wiederholung und Variation des in alle interpretatorischen Richtungen hin offenen Satzes „Sprache ist“ besteht, entwickelt der Künstler eine Sprachskulptur, der lautliches Material modular hinzugefügt und wieder entfernt wird. Zusätzlich zu dieser Sprechhandlung, die von einer Performerin auf- und vorgeführt wird, hantiert der Künstler mit einem Objekt im Ausstellungsraum, einer hölzernen Kiste, die gleichzeitig Podest, Sitzmöbel und Anzeigetafel ist und deren Elemente auf unterschiedliche Weise von Barsuglia in Beziehung zueinander gebracht werden. Analog zum Satzfragment „Sprache ist“ steht dieses skulpturale Element in seiner Funktion zur Diskussion und wird erst durch Interaktion damit, also im Gebrauch, aktiviert.
Im Zentrum Alfredo Barsuglias künstlerischer Praxis steht die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Zusammenlebens. Mit SPRACHEIST geht er einem der grundlegenden, menschlichen Merkmalen, der Sprache und dem Sprechen, auf den Grund. Die choreografische Weiterentwicklung dieser Performance für den Kunstraum Lakeside setzt linguistische mit dadaistische Methoden der Dekonstruktion von Sprache sowie die Konstruktion von Elementen einer eigenen Körper- und Kunstsprache miteinander in Beziehung.
Alfredo Barsuglia (* 1980 in Österreich) lebt und arbeitet in Wien.
www.alfredobarsuglia.com
Alfredo Barsuglia, SPRACHEIST, 2018