Eröffnung, 7. Juni 2006, 18 Uhr
Ausstellung, 8. Juni – 18. August 2006
Gülsün Karamustafa, Ursula Biemann, Angela Sanders, Michael Zinganel, Hans-H. Albers, Maruša Sagadin, Michael Hieslmair
Die Straße von Gibraltar verkörpert als Grenze zwischen dem durch die Jahrhunderte des Kolonialismus systematisch unterentwickelten Süden und dem dadurch reich gewordenen Norden (Westen) eine der heute signifikantesten geopolitischen Zonen. Kaum sonst lässt sich die räumliche Verdichtung von wirtschaftlichen Differenzen und den politisch-historischen Bedingungen derart plastisch nachvollziehen wie an der Meerenge zwischen Spanien und Marokko, die bereits tausende auswanderungswillige Afrikaner*innen verschlungen hat, wogegen tausende, meist „illegale“ und entrechtete Immigrant*innen auf den Obst- und Gemüseplantagen des südlichen Spanien die billige Lebensmittelversorgung des Nordens garantieren, während weitere in informellen Lagern in Nordafrika auf Gelegenheit zur Überwindung dieser Grenze warten. Zur Signifikanz dieser Zone gehört es, dass hier die politisch-polizeilichen Anstrengungen zum Ausbau der Festung Europa auf ein technologisches Höchstniveau getrieben werden, was die zahllosen Toten im Mittelmeer zu Folge hat, und zugleich die europäische Lebensmittelindustrie scheinbar nur auf Basis jener „illegalen“, aber unausgesprochen „notwendigen“ Arbeitsmigration und deren ökonomischer Ausnutzung aufrecht zu erhalten ist. Ausgehend von dieser paradigmatischen Grenzökonomie zeigt der Kunstraum Lakeside eine Ausstellung, den den Phänomenen und Widersprüchen nachspürt.
Kuratiert von Christian Kravagna und Hedwig Saxenhuber.