Michaela Schweiger — Besuch bei Themroc

Eröffnung, 12. Oktober 2005, 16 Uhr
Ausstellung, 13. – 26. Oktober 2005

Besuch bei Themroc parallelisiert Lebenssituation zweier „Arbeiter“ in einer Art Gegenüberstellung der beiden Männer. Die eine Sequenz ist aus den abstrahierten Bildfolgen des Films Themroc von Claude Faraldo (F, 1973) geschnitten, in denen ein Anstreicher (Michel Piccoli) in anarchischer Maschinen-Stürmermentalität aus der Arbeitswelt austritt und sich in seiner Wohnsilo-Wohnung einmauert. Die andere Sequenz besteht aus neu gedrehtem Material. Die inszenierten Szenen sind eine Zustandsbeschreibung der Arbeitsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Gedreht in einer Planstadt – die explizit für eine arbeitende Bevölkerung gebaut wurde – zeigt der Videofilm eine Gesellschaft, der die bisher bekannte Arbeitsstruktur verloren gegangen ist. Die parallel erzählten „Geschichten“ knüpfen an die Filmeinstellungen der zuvor angesprochenen Lebensgeschichte an oder kommentieren diese. Dann kreuzen sich die Wege der Protagonisten einen Moment lang. 
Schweigers Film erkundet die veränderte Bedeutung von Arbeit und deren Einfluss auf urbane Entwicklungen. Er konfrontiert die in den 1970er-Jahren positiv besetzte Utopie eines Endes der Arbeitsgesellschaft mit zeitgenössischen Entwicklungen des Verlusts von Arbeit und daran geknüpften Bedingungen individueller und kollektiver Identität.

Michaela Schweiger (* 1966 in Deutschland) lebt und arbeitet in Berlin.
www.michaelaschweiger.de

Kuratiert von Christian Kravagna und Hedwig Saxenhuber.