Josef Dabernig / Deimantas Narkevičius — Spielregeln

Eröffnung, 29. Mai 2008, 19 Uhr
Ausstellung, 30. Mai – 4. Juli 2008

Das Schöne am Fußball ist auch das legitime Genießen des Vergessens. Deutschland, ein Sommermärchen, hat uns 2006 daran erinnert. „Wir sind Europameister”, plakatierte ein selbstverliebtes, aber wirtschaftlich schwaches österreichisches Bundesland schon Monate vor Beginn der Euro 2008. Während nun im Juni, wenige Meter vom Kunstraum Lakeside entfernt, in einem beeindruckenden, aber ökonomisch prekären Stadion um den Aufstieg gespielt wird, zeigen wir mit Wisla von Josef Dabernig einen Fußballfilm, der sich gerade jenen Phantasmen zuwendet, die dem ideologisch überhöhten Sportereignis eigen sind. Im Vorfeld der WM 2006 wurde aber auch intensiv über eine Schattenseite solcher Events diskutiert und entsprechend dagegen agitiert – Zwangsprostitution und Frauenhandel als Parallelökonomie zum Völker verbindenden Spektakel des Sports. Mit dem Film Matrioskos von Deimantas Narkevičius stellen wir eine künstlerische Reflexion, nicht nur über diese Schattenwirtschaft, sondern auch über das Auskosten dieser Realitäten in den Massenmedien an die Seite des Fußballfilms. Was beide Filme verbindet, ist ein künstlerisches Nachdenken über das Verhältnis von authentischen und inszenierten Bildern und über die Lust an der Wiederholung immer derselben Bilder.

Deimantas Narkevičius (* 1964 in Litauen) lebt und arbeitet in Wilna.

Josef Dabernig (* 1956 in Österreich) lebt und arbeitet in Wien.
www.dabernig.net

Kuratiert von Christian Kravagna und Hedwig Saxenhuber.