Format — Jahrespublikation 2020

Verlag für moderne Kunst, Wien, 2021
Paperback, 22 × 16 cm, 112 Seiten, zahlreiche Abb. in Farbe
ISBN 978-3-903796-66-9
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Herausgeber: Franz Thalmair
Texte: Lea Lugarič, Gudrun Ratzinger, Simon Sheikh, Franz Thalmair
Übersetzung: Christine Schöffler & Peter Blakeney | www.whysociety.org
Künstlerische Beiträge: Peter Downsbrough, Ruben Aubrecht, Maria Anwander, Lone Haugaard Madsen
Poster-Beilage: Josef Dabernig
Grafische Gestaltung: Studio Kehrer | www.studiokehrer.at

 
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Bildobjekte als Lektionen der Macht
Der Ausstellungsraum als Dispositiv, die Ausstellung als Format
Von Simon Sheikh

In Michael Winterbottoms Film 24 Hour Party People aus dem Jahr 2002, der den Aufstieg und Untergang des legendären Musiklabels Factory Records nachzeichnet, gibt es eine Szene über die Aufnahme von Joy Divisions Debütalbum, in welcher die Band und Labelchef Tony Wilson einem Playback der Session lauschen. Wilson schlägt vor, ja besteht sogar darauf, sich den Track lieber im Auto statt im hochmodernen Tonstudio anzuhören, obwohl einer der Bandgitarristen wohl zu Recht protestiert, dass der Klang im Auto doch nur „Mist“ sei. Wilson stimmt zu, bekräftigt aber, dass man jedenfalls abwarten sollte, wie das Stück auf einem Transistorradio klingt. Worauf Wilson hier natürlich hinauswill, ist, die Perspektive weg von den Produzent*innen auf die Konsument*innen zu lenken und dabei gewissermaßen den Raum der Produktion, des Studios, zu verlassen und sich über die Methoden der Zirkulation – wie eben dem Autoradio (oder der Audiokassette) – der Rezeptionsapparatur des Transistors (in diesem Fall der billigsten und technisch simpelsten Version eines Soundsystems) zuzuwenden. Anstatt das Musikstück in all seinen akustisch ausgefeilten Details zu hören, besteht die Übung daraus, seinem Klang an sich – und damit seiner Botschaft in die Welt – nachzuspüren, und zwar auf Grundlage der Formatierung für seine Übertragung und Rezeption…
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